Lektorat und Vorträge laufen aber weiter wie gewohnt!
Nein, ich habe NICHT die Selbstständigkeit aufgegeben! Und dennoch findet man mich wieder mit einigen Wochenstunden im stationären Buchhandel. Und ich LIEBE es! Wie es dazu kam? Lies mal …
Im Frühjahr 2024 fiel mir zugegebenermaßen ein wenig die Decke auf den Kopf. Im Lektorat war nicht viel los, Vorträge zu Plastikfreithemen wollte auch niemand hören, die meisten Termine wurden mangels Anmeldungen abgesagt. Um meine Miniausbildung zur Sprecherin in Gang zu bringen, war Kaltakquise gefragt – für mich mehr als ein Graus, vielmehr ein Grund für schlaflose Nächte voller Verzweiflung.
Also machte ich mich halbherzig auf die Suche nach einem stabilen Zusatzverdienst. Sammelte Ideen, fragte an, sprach darüber … Letztlich waren drei Positionen im Gespräch, die mir im Herzen jedoch alle nicht entsprachen. Ich sehnte mich nach einer sinnvollen Ergänzung, nach Rauskommen – aber nicht um jeden Preis. Oder doch?
Und dann kam eines Freitags im April ein folgenreicher Anruf. Eine Mitarbeiterin der örtlichen Indie-Buchhandlung hatte urplötzlich gekündigt – ob ich mich vorstellen wollte … Man kannte mich als Kundin, wusste um meinen beruflichen Werdegang und meine Liebe zu Büchern, und möglicherweise hatte ich auch einmal fallen lassen, dass ich gern wieder im Buchhandel arbeiten würde. Samstag Vorstellungsgespräch, Sonntag Bedenkzeit, am 2. Mai angefangen. Lieb’s.
Die ersten Wochen haben wir uns über ein Minijobpensum beschnuppert. Da es für beide Seiten gepasst hat, haben wir dann einen gemütlichen Teilzeitjob draus gemacht, mit dem ich mich extrem wohlfühle. Es bleibt genug Zeit fürs Lektorat, mein Kundenstamm ist glücklich, ich muss nix mehr akquirieren – läuft. Gelegentlich halte ich abends noch einen Vortrag. Im Januar bin ich mit einem neuen Thema an den Start gegangen: „Meine Klimaziele 2025“. Aber die Welt braucht das derzeit scheinbar nicht. So viel anderes hält die Menschen in Atem, Kriege, Teuerung, Wahlen …, dass die Klimathemen, die ich anspreche, in den Hintergrund treten. Vermeintlich.
So bin ich nun zum dritten Mal in meinem Leben dank meiner Ausbildung im Buchhandel eben dort auf die Füße gefallen. In meiner ersten Anstellung nach dem Studium war ich nur ein knappes Jahr glücklich und wollte mich nach der Kündigung „erstmal fürs Weihnachtsgeschäft“ in den Buchhandel zurückziehen. Daraus wurden dann zweieinhalb Jahre Festanstellung in Vollzeit. Als ich mich 2008 hier in Rheine als Lektorin selbstständig machte, konnte ich mich nebenbei im Buchhandel stabilisieren. Bis zum Beginn des Mutterschutzes 😉 Und nun eben erneut.
Daher bin ich immer und absolut Verfechterin einer dualen Ausbildung nach dem Schulabschluss, auf die man sein Leben lang zurückgreifen kann. Ich wusste nach dem Abitur nicht, was ich hätte studieren können. Um aufzuwachen und zu erkennen, wie das Erwachsenenleben nach der Schule tatsächlich läuft, war die Lehre genau richtig! Am Ende der drei Lehrjahre wusste ich dann, dass ich in Erlangen Buchwissenschaft studieren möchte. Der Rest ist Geschichte.
Mein Fazit: Die Wege des (Berufs-)Lebens sind vielfältig. Es muss nicht immer die schnurgerade Karriereleiter sein. Manchmal bestätigt der Zickzackkurs auch einfach, was die tiefste Grundliebe deines Lebens ist. Bei mir sind es die Bücher. Isso. Ich habe darauf vertraut, dass etwas Passendes kommen wird. Dass das Leben mir schon zeigen wird, wie ich mich gestalten kann. Vieles, was ich in den letzten Jahren gelernt habe, kann ich nun auch im Buchhandel gebrauchen. Und wer weiß, vielleicht fange ich ja auch irgendwann selbst an zu schreiben. Wie es das Leben mir halt bringen wird.